Lesen – Schreiben – Forschen – Didaktik

Produktive Einsamkeit vs. kollaboratives Lernen

Das Forschen und Lernen geschieht oft alleine, hat jedoch immer auch eine soziale Komponente. Ratgeberliteratur oder Selbstlernkursen mit vorgefertigten Online-Modulen fehlt meiner Ansicht nach der Mehrwert des persönlichen Austauschs. Frei nach Gotthold E. Lessing: Eigene Erfahrungen sind wichtig, fremde Erfahrungen sind wertvoll; vor allem dann, wenn sie miteinander geteilt werden.

Was ist der nächste Schritt?

Die konkrete Auseinandersetzung mit der aktuellen Herausforderung beim Schreiben bringt ein Höchstmaß an Interesse und Motivation mit sich. Das ist zentral, um in die Umsetzung zu kommen.
Die Kunst besteht darin, den Schreibprozess schrittweise zu verbessern, indem die Erkenntnisse aus dem Workshop mit dem eigenen Arbeitsstil verknüpft und in den Arbeitsalltag integriert werden. Der sanfte soziale Druck einer Schreibgruppe, die Diskussion im Seminar oder das Gespräch im Coaching fördern die Freude am Schreib- und Erkenntnisprozess.

Krisen & Überforderung

Krisen beim Schreiben sind normal, Überforderung ist Teil der Forschungsprozesses – sie zwingt uns, in die Tiefe zu gehen. Auch kognitive Überlastung ist Teil des wissenschaftlichen Arbeitens. Eine große Anzahl an Literaturquellen müssen gesichtet, analysiert und strukturiert werden. Dabei den Forschungsfokus und den Gesamtüberblick im Auge zu behalten, ist eine immense Herausforderung.

Es gibt mehrere gute Wege, den Arbeitsprozess zu orchestrieren – ebenso gibt es viele Wege, mit Krisen umzugehen oder Schreibhemmnisse zu überwinden. All das bespreche ich in meinen Seminaren, Workshops und Einzelcoachings.

Wissenschaftliches Lesen

Was sind meine Lesegewohnheiten? Wie wähle ich relevante Forschungsliteratur aus, wie archiviere oder ordne ich die ausgewählten Inhalte? All dies zu reflektieren kann den Workflow verbessern.
Fehler oder Unachtsamkeiten, die sich bei der Bearbeitung der Literaturquellen einschleichen, begleiten uns durch den gesamten Lese-, Denk- und Schreibprozess. Um dies zu vermeiden, widme ich dem wissenschaftlichen Lesen und dem Umgang mit wissenschaftlicher Literatur viel Aufmerksamkeit.

Es ist möglich, schnell, selektiv und dennoch sehr genau zu arbeiten. Um dies zu erreichen, folge ich der Didaktik des gehirngerechten Lernens: Das bedeutet, ich berücksichtige die physiologischen, emotionalen und sozialen Komponenten ebenso wie die individuellen Gewohnheiten, die Lernumgebung und die epistemologische Entwicklungsstufe, auf der man sich gerade befindet.

Lesen & Schreiben

Lesen und Schreiben sind eng miteinander verbunden. Was wir aufnehmen, bestimmt unser Denken und damit auch unsere Sprache. Bereits während des Schreibens an die Leser:innen zu denken, hilft uns, eine adäquate Sprache für unsere Zielgruppe zu finden.

Die Lektüre komplizierter philosophischer Werke während meines Studiums hat mich gelehrt, was es heißt, schwierige Texte zu lesen. Präzise und sachliche Texte müssen aber nicht unverständlich sein – im Gegenteil. Verständlichkeit und Lesbarkeit sind wichtige Leitlinien für gute Texte jedes Genres.

Neurodidaktik

Neurodidaktik und eine sinnvolle Gestaltung des Arbeitsablaufs entlasten die Kapazitäten des Gehirns. Inhalte müssen so aufbereitet werden, dass sie die Grenzen des Kurzzeitgedächtnisses überwinden. Das Arbeitsgedächtnis kann entlastet werden, indem die Arbeitsschritte in viele kleine, überschaubare Häppchen aufgeteilt werden. Nach und nach können die neuen Inhalte dann in das bestehende Wissensnetz eingespeist werden, um sie schließlich im Langzeitgedächtnis zu verankern.

Die zeitlichen, kognitiven, sozialen, räumlichen und psychophysischen Komponenten der eigenen „Infrastruktur des Schreibens“ sind aktiv in die Arbeitsgestaltung einzubeziehen. Dieser Weg kostet zunächst Zeit und Mühe, trägt aber nachhaltig Früchte.

Der Schreibprozess vertieft den Erkenntnisprozess!
Gerade weil er oft mühsam ist, langsam vor sich geht und wir viele Inhalte verarbeiten müssen, bevor wir sie verknüpfen und in eigenen Worten wiedergeben können.
Lernen und Forschen erzeugen Glücksgefühle, wenn es besonders interessant wird oder wir von einer neuen Erkenntnis überrascht werden.

Literatur dazu

Albert, H. (1991) Traktat über kritische Vernunft. Tübingen: Mohr Siebeck
Krey, B. (2020) Textarbeit. Die Praxis des wissenschaftlichen Lesens. Oldenbourg: De Gruyter
Kruse, O. (2017) Kritisches Denken und Argumentieren. Konstanz: UVK
Kruse, O. (2018) Lesen und Schreiben. Konstanz: UVK
Philipp, M., & Jambor-Fahlen, S. (2022). Lesen: Prozess- und Produktperspektiven von der Wortebene bis zu multiplen Texten. Weinheim: Beltz Verlagsgruppe
Prexl, L. (2019) Mit digitalen Quellen arbeiten.Richtig zitieren aus Datenbanken, E-Books, YouTube & Co. Paderborn: Ferdinand Schöningh
Spitzer, M. & Herschkowitz, N. (2020) Wie wir denken und lernen.
Ein faszinierender Einblick in das Gehirn von Erwachsenen. München: Mvg Verlag.